Franciacorta
Regionen Italiens

Sehenswürdigkeiten

Sie gilt selbst unter Italienkennern und Italienliebhabern noch als Geheimtipp. Die Franciacorta – Teil der norditalienischen Lombardei – nur wenige Kilometer von Mailand und vom Gardasee entfernt.

Im Norden grenzt die Franciacorta an den Iseosee, südlich reicht sie bis nach Brescia. Der Stadt, deren Adelige im 18. und 19. Jahrhundert ihre Sommerresidenzen im Gebiet der Franciacorta errichteten. Zahlreiche dieser imposanten Adelsvillen – samt den dazugehörigen Ländereien – sind seit Generationen in Familienbesitz und prägen bis heute das Bild der Franciacorta.

Neben diesen Adelsvillen sind vor allem die vielen Weinberge, kleine, idyllische Dörfer sowie mittelalterliche Türme und Burgen typisch für die hügelige Landschaft der Franciacorta.

Eine Region die dazu einlädt, entdeckt zu werden. Beispielsweise entlang der 80 Kilometer langen Franciacorta Weinstraße. Die wurde im Jahr 2000 als eine der ersten italienischen Weinstraßen erbaut. „Mit dem Ziel, das touristische Potential der Franciacorta vor allem im Hinblick auf Wein- und Gastronomietourismus zu fördern und auszubauen“, wie der Verein Franciacorta Weinstraße in eigener Sache wirbt.

Franciacorta bedeutet heute, neben einer bezaubernden Gegend, einen einzigen Begriff für gleich drei Dinge: Einen Wein, dessen Anbaugebiet und dessen Herstellungsverfahren.

Die Herkunft des Begriffs Franciacorta geht nicht, wie man vielleicht meinen könnte, auf das italienische Wort Francia für Frankreich zurück. Er leitet sich laut gängiger Hypothese von francae curtes ab. Im Frühmittelalter hatten sich Benediktiner- und Kluniazensermönche in den Hügel unweit des Iseosees niedergelassen. Weil sich diese Mönche um die Trockenlegung der Sümpfe kümmerten, den Bauern beibrachten ihre Felder effizienter zu bestellen und für die Straßenkontrolle zuständig waren, wurden sie im Gegenzug von den dort ansässigen Herrschern und Bischöfen von der Zollpflicht auf Warentransport und Warenhandel befreit. Die curtes, wie die größeren Handelszentren genannt wurden, wurden francae also zollfrei. Der Name Franzacurta wurde erstmals 1277 in den Statuten des Orts Brescia erwähnt.

Ein Gang durch die heutige Stadt Brescia ähnelt einem Gang durch die Geschichte. Überreste aus römischer und langobardischer Zeit finden sich dort ebenso wie Gebäude, die errichtet wurden als die Venezianische Republik in dieser Gegend herrschte. Der Uhrenturm auf der Piazza della Loggia gleicht sogar wie ein Bruder dem berühmte Torre dell’Orologio, dem Uhrenturm auf dem Markusplatz in Venedig.

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Im ehemaligen Benediktinerkloster San Salvatore und Santa Giulia, das 753 vom späteren Langobarden König Desiderius und dessen Frau Ansa gegründet wurde, ist heute das Museum Santa Giulia untergebracht. Seit 2011 steht das Kloster auf der Liste der UNESCO Weltkulturerbe. Wie Brescia selbst zeugt auch das Museum im Kloster davon, wie die verschiedenen Epochen die Stadt prägten. Angefangen von Wohnungs- und Straßenresten aus römischer Zeit, die unter dem Klosterboden teilweise freigelegt wurden, über die San-Salvatore-Krypta aus langobardischer Zeit bis hin zu den Kreuzgängen aus der Renaissance, um nur einen Bruchteil zu nennen.

Am Iseosee herrscht meistens eine frische Brise, was den gut 65 Quadratkilometer großen See für Surfer und Segler interessant macht. Das Städtchen Iseo – das dem See seinen Namen gab – lädt zu einem Bummel durch ein historisches Stadtzentrum mittelalterlichen Ursprungs.

Im Iseosee erhebt sich Europas größte bewohnte Insel innerhalb eines Binnensees, der Inselberg Monte Isola. Wer mit dem Fährschiff dort ankommt, wird in den Fischerdörfern schnell vom Charme vergangener Zeiten angezogen. Nach wie vor fertigen einige Handwerksbetriebe dort die traditionellen Fischernetze oder die typischen Fischerboote aus Holz, die sogenannten Naéc.

Wer zum ersten Mal die Franciacorta bereist, sollte einige Ziele nicht versäumen.

  • Den Iseosee, mit der größten, bewohnten Binnenseeinsel Europas.
  • Die Stadt Brescia, mit dem zum UNESCO Weltkulturerbe gehörenden Museum Santa Giulia oder dem Oldtimer Museum 1000 Miglia.
  • Die mittelalterliche Klosterkirche Monastero di San Pietro in Lamosa.
  • Die Renaissance Abtei des Heiligen Nikolaus in Rodengo Saiano.
  • Den Naturpark Torbiere, der sich über 360 Hektar erstreckt und ein idealer Ort zur Vogelbeobachtung ist.

Auch ein Besuch der Kaviarproduktion in Calvisano lohnt. Der dort gewonnene Stör Kaviar wird sogar nach Russland exportiert.

Einen Höhepunkt bildet Mitte Juni das Franciacortando Festival, ein kulinarisches Event rund um den Franciacorta Wein und rund um die typischen in der Region produzierten Gerichte.

Essen

Kulinarisch punktet die Franciacorta vor allem mit dem gleichnamigen, erstklassigen Schaumwein. Doch auch darüber hinaus hat diese Region Norditaliens für Genießer einiges zu bieten.

Chardonnay, Pinot Nero und Pinot Bianco, letztere bis zu einem Maximalanteil von 50%, sind die Trauben, aus denen der Franciacorta gekeltert wird. 1995 wurde er als erster im Flaschengärungsverfahren hergestellter  italienischer Schaumwein mit dem DOCG Gütesiegel für kontrollierte und garantierte Ursprungsbezeichnung ausgezeichnet. Einer noch über den DOC Weinen stehende Klassifizierung, mit der nur Weine der obersten Qualitätsstufe ausgezeichnet werden.

Bevor eine gute Flasche Franciacorta auf den Tisch kommt, sind reichlich Handarbeit und viel Geduld angesagt. Die Trauben werden zwischen Anfang/Mitte August bis Mitte September ausschließlich per Hand gelesen und in Kisten gefüllt. Nach einer leichten Pressung werden die Rebsorten zunächst einzeln vergoren. Wobei vom Most nur der beste Teil, der sogenannte Vorlaufmost, verwendet wird.

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Im auf die Lese folgenden Frühjahr werden vor der zweiten Gärung, der sogenannten Tirage, die einzelnen Rebsorten zu einem Cuvée gemischt. Dafür werden auch Basisweine unterschiedlicher Jahrgänge vermengt. Das Mischverhältnis der verschiedenen Jahrgänge bestimmt die Geschmacksrichtung, die der jeweilige Winzer seinem Franciacorta geben möchte.

Für die Tirage wird der Cuvée zusammen mit einer Zucker-Hefe-Lösung, dem Liquer de tirage, in  horizontal gelagerte Flaschen gefüllt. Meistens werden diese Flaschen mit Kronkorken verschlossen. Die Bidule, eine zylinderförmige Plastikkapsel innen am Kronkorken, sorgt dafür, dass die Flaschen während des Gärungsprozesses auch wirklich dicht verschlossen bleiben. Gleichzeitig fängt sie den Bodensatz auf, der sich bei längerer Lagerung in den Flaschen bildet.

Mindestens achtzehn Monate dauert die Flaschengärung. Für den Franciacorta Riserva, den Franciacorta Rosé Riserva oder den Franciacorta Satèn Riserva wird die Flaschengärung auf bis zu sechs Jahre ausgedehnt. Das CO2, das sich während des Gärungsprozesses bildet, lässt den Druck auf bis zu 5 bar in den Satèn-Flaschen und in den Brut-Flaschen auf 5 bis 6,5 bar ansteigen. Während der Franciacorta, auf Gestellen wie sie auch zur Herstellung von Champagner verwendet werden, in den Kellern der Winzer altert, wird jede Flasche von Hand regelmäßig geschüttelt und einmal täglich um eine Achteldrehung gedreht.
Bevor die Flaschen verkaufsfertig sind, muss noch die Hefe entfernt werden. Dafür wird der Flaschenhals durch eine Kühlsohle geführt. Dadurch gefriert die Hefe, die sich ganz oben im Flaschenhals befindet. Wird die Flasche nun geöffnet, schießt die gefrorene Hefe durch den Überdruck aus der Flasche. Die bei diesem Vorgang verloren gegangene Flüssigkeitsmenge wird durch Einfüllen der sogenannten Versanddosage wieder ausgeglichen.

Die Dosage ist ein gut gehütetes Geheimnis der Franciacortawinzer. Sie besteht aus Franciacortawein und Zuckerlösung. Die Dosage gibt dem fertigen Franciacorta die prägende Note und bestimmt dessen Geschmacksrichtung. Von sehr trocken bis hin zu süß, mit genau vorgeschriebenen Abstufungen des Zuckergehalts: Non Dosato bis 3g/l, Extra Brut bis 6g/l, Brut bis 16g/l, Extra dry zwischen 12 und 17g/l, Dry zwischen 17 und 32g/l, Demi Sec zwischen 32 und 50g/l.

Auch nicht moussierende Weine werden in der Franciacorta ausgebaut: Der Curtefranca Doc und der weiße und rote Sebino Igt.

Seit 1990 sorgt das Franciacorta Konsortium mit 113 dazugehörigen Kellereien für die Einhaltung der Produktionsregeln des Franciacorta Weins. Rund 16,5 Millionen Flaschen Franciacorta Wein verkaufte das Konsortium im Jahr 2015.

Auch die Küche der Franciacorta kann qualitativ mit dem erstklassigen Wein mithalten. Ein unerwartet gutes Olivenöl wird in der Franciacorta produziert und Käsefreunde können sich beispielsweise den Robiola Bresciana auf der Zunge zergehen lassen, einen zehn bis zwanzig Tage gereiften Kuhmilchkäse. Oder den Fatulì, einen im Saviore Tal als Presidio Slow Food Projekt hergestellten Ziegenkäse.

Schweinefleisch ist die Grundlage der Luganega, einer würzigen Bratwurst, die hauptsächlich aus Nacken- und Backenfleisch zubereitet wird.

Der Iseosee liefert die Zutaten für beliebte Fischgerichte wie die Missoltini. Gesalzene, getrocknete, im Fass eingelegte Finten. Lavarelli (Seeforellen) sowie Alborelle (Süßwassersardinen). Und von der im Iseosee gelegenen Insel Monte Isola stammt das Rezept für die Salame di Monte Isola. Zu deren Herstellung wird ein Gemisch aus Fleisch, Gewürzen, Knoblauch und Wein in Naturdarm gefüllt und anschließend über Wacholderfeuer geräuchert.

Drei für die Franciacorta ganz typische Gerichte sind: Rindfleisch in Olivenöl aus Rovato, wo seit 1870 einer der wichtigsten italienischen Rindfleischmärkte stattfindet; Schleie aus dem Fischerdorf Clusane, die mit Grana Padano, Zimt, Muskatnuss, Pfeffer und Gewürznelken gefüllt im Ofen zubereitet wird sowie die Casoncelli, hausgemachte Ravioli, deren Füllung aus Spinat, Rindfleisch, Amaretti, Nüssen und weiteren Zutaten besteht.

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Urlaub: Anreise, Reisezeit, not to be missed

Mit dem Auto ist die Franciacorta via Schweiz und Gotthardpass oder von Österreich aus via Brennerpass zu erreichen.
Mit dem Flugzeug können die nahe gelegenen Flughäfen von Mailand Malpensa oder Mailand Linate sowie Bergamo oder Verona angeflogen werden. Am Flughafen sollte man sich allerdings einen Mietwagen nehmen, um die Region am besten erkunden zu können. Von ihrer schönsten Seite präsentiert sich die Franciacorta ihren Besuchern im Zeitraum von Mitte/Ende April bis Ende September. Im Frühjahr und Sommer kommt es in der Franciacorta häufiger zu Gewittern.

Per viaggiare in Franciacorta – für Ihre Franciacorta Reise empfehlen wir:

  • Den Iseosee mit der größten bewohnte Seeinsel Europas, Monte Isola genannt.
  • Die Stadt Brescia mit dem in die Liste der Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommenen Klosterkomplex Santa Giulia, der aus der Langobarden Zeit stammt oder das Oldtimermuseum 1000 Miglia .
  • Die mittelalterliche Klosterkirche Monastero di San Pietro in Lamosa.
  • Die Renaissance Abtei vom Heiligen Nikolaus.
  • Der Naturpark Torbiere, der sich über eine Fläche von über 360 Hektar erstreckt und ein idealer Ort zur Vogelbeobachtung ist.